Hilfe bei chronischen Rückenschmerzen?

Eine klinische Studie die im British Medical Journal publiziert wurde (http://www.bmj.com/content/337/bmj.a884.full) zeigt, dass Alexander-Technik-Stunden bei chronischen Rückenschmerzen helfen und deren positiver Effekt lange Zeit aufrecht erhalten bleibt.

Schmerzen im Bereich des Rückens sind ein weitverbreitetes Problem und es gibt zahlreiche Methoden, die Linderung versprechen. Unter Ärzten herrscht Einheit darüber, dass Haltung und Bewegung eine wichtige Rolle bei der Genesung spielen. Unklarer hingegen ist die Frage welche Mittel sich eignen, um eine bessere Balance und Koordination wieder herzustellen.

Wenige große Studien befassen sich mit dem Langzeiteffekt von Therapieformen für Patienten mit chronischen nicht-spezifischen Schmerzen im unteren Rücken. In der Studie die hier besprochenen wird waren 579 Patienten involviert. Der Versuch evaluiert und vergleicht den Nutzen von Alexander-Technik-Stunden, klassischer Massage und allgemeinmedizinischer Behandlung.

Die Studie zeigt das 24 Alexander-Technik Einzelstunden Funktion und Lebensqualität der Patienten deutlich verbessern konnten. Die Anzahl der schmerzfreie Tage konnte durch die Behandlung deutlich reduziert werden. Ein Jahr nach Beginn des Versuchs hatte die Gruppe die Alexander-Stunden nahm im Schnitt nur mehr 3 Tage mit Schmerzen pro Monat. Die Kontrollgruppe lag mit 24 Tagen mit Schmerzen pro Monat deutlich darüber. Die durchschnittliche Anzahl an limitierten Aktivitäten aufgrund von Rückenschmerzen fiel während dieser Zeit um 42%.

Die Hälfte der Patienten, die an den unterschiedlichen Interventionen teilnahmen, bekamen auch 30-minütiges flottes Gehen oder eine ähnliche aerobische Tätigkeit verschrieben. Von den untersuchten Herangehensweisen erwiesen sich die 24 Alexander-Technik-Stunden als am hilfreichsten. Eine Serie von 6 Alexander-Technik-Stunden mit anschließender medizinisch verschriebener aerobischen Tätigkeit war zu 70% so erfolgreich wie die 24 Alexander-Technik-Stunden alleine. Die Patienten die die 6 oder 24 Alexander-Technik-Stunden absolviert hatten, berichteten von keinen nachteiligen Vorkommnissen.
 
Da die positiven Auswirkungen von Massagebehandlungen nach einem Jahr nicht mehr vorhanden waren, während die Wirkung von Alexander-Technik-Stunden aufrecht blieb, folgerten die Autoren der Studie, dass diese Langzeitwirkung nicht mit dem von Zuwendung und Berührung ausgelöstem Placebo Effekt, sondern mit dem aktiven Erlernen der Alexander-Technik zusammenhängt.   

Die Alexander-Technik ist eine pädagogische Methode, die von jeder Person erlernt werden kann. Sie hilft dabei schädliche Haltungs- und Bewegungsmuster zu erkennen, zu verstehen und einen gesünderen Bewegungsspielraum zu erfahren. Sie hat einen positiven Effekt auf den Haltungstonus und die neuromuskuläre Koordination. Die Alexander-Technik bietet eine individualisierte Herangehensweise, um Fertigkeiten der Selbsthilfe zu erlernen. Sie lässt sich in die eigenen alltäglichen Aktivitäten integrieren und führt zu einer Vielzahl an Vorteilen.

Was passiert während einer Alexander-Technik-Stunde?
Während einer Alexander-Technik-Stunde beobachtet der Lehrer die Haltung und Bewegungen des Studenten und hilft ihm dabei die eigene Koordination zu verbessern. Der Lehrer nutzt dafür die behutsame Führung seiner Händen, verbale Instruktionen und zeigt verschiedene Aktivitäten vor. Während einer Stunde wird an Alltagsaktivitäten wie Sitzen, Stehen und Gehen gearbeitet. Die Studenten lernen Aktivitäten mit mehr Ausgewogenheit und Leichtigkeit durchzuführen, sodass weniger Druck auf die Wirbelsäule entsteht, der Kopf freier auf den Halswirbeln balanciert und dadurch die Bandscheiben entlastet werden. Die Lektionen werden auf die Fähigkeiten und Bedürfnisse des Stundeten zugeschnitten und können im Alltag angewendet werden.